001 - Das Spiel by Lauren Roberts

001 - Das Spiel by Lauren Roberts

Autor:Lauren Roberts [Roberts, Lauren]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2024-04-02T00:00:00+00:00


29

Paedyn

Die Stimme scheint aus allen Richtungen zu kommen. Kai und ich springen auseinander, wirbeln instinktiv herum, um uns Rücken an Rücken zu stellen. Ich starre mit zusammengebissenen Augen in das dämmrige Licht. Langsam werden die Silhouetten großer, dunkler Gestalten sichtbar. Ein widerwilliges Seufzen füllt die Dunkelheit, verstärkt von den unzähligen Körpern, die uns umgeben.

Wir sitzen in der Falle.

Alle Gestalten treten einen gemessenen Schritt vor, sodass wir in einem Käfig aus menschlichen Körpern stehen. Dutzende haselnussbraune Augen schimmern im Licht des Feuers. Dunkles Haar und glänzende Haut.

Sadie.

»Ich will nur eure Lederbänder, und dann verschwinde ich wieder.« Mit einem leisen Lächeln mustert sie all ihre Kopien. »Nun, wir werden verschwinden.«

Kai seufzt, offenbar genervt. »Du wusstest, dass wir dir unsere Bänder nicht einfach geben werden, und doch hast du uns gestört.«

»Schön«, meint Sadie knapp, »dann gebt mir ein Band, und niemand muss verletzt werden.«

Meine Augen huschen zu meinem Bogen, der ein paar Schritte entfernt liegt – ein paar Schritte entfernt und hinter der Wand aus Sadie-Doppelgängerinnen. Ich habe keine Waffe, mit der ich mich verteidigen könnte, und habe mich noch nie so verletzlich gefühlt. Es ist, als wäre ich nackt. Ich spüre das Phantom des Dolchs meines Vaters an meinem Schenkel, was dafür sorgt, dass ich mir nichts mehr wünsche, als ihn in der Hand zu halten.

Kai und ich stehen immer noch Rücken an Rücken. Mehrere haselnussbraune Augenpaare huschen zwischen uns hin und her, dann konzentrieren sich die Blicke auf mich. »Ich will euch nicht verletzen, aber ich werde es tun, wenn es nötig ist.« Sie hält inne, und als sie weiterspricht, ist ihre Stimme flach, ausdruckslos: »Ich werde es tun, wenn es mir den Sieg sichert.«

Gerade will ich den Mund zu einer Antwort öffnen, als schwielige Finger meine berühren, hinter meinem Rücken meine Hand packen. Fast wäre ich zusammengezuckt. Kai öffnet meine Faust und presst etwas Kühles, Hartes an meine Handfläche, bevor er meine Finger wieder schließt. Dann ist seine Hand wieder verschwunden.

Der Gegenstand bohrt sich in meine Hand, mit spitzen Ecken. Ich muss darum kämpfen, nicht zu lächeln, als mir klar wird, was er mir gegeben hat.

Eine Waffe. Er hat mir eine Außenseiterchance verschafft.

Der Wurfstern mag klein sein, aber er ist eine Waffe. Ich umklammere das gezackte Metall. Dieser kleine Gegenstand könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

Kai hat nur das Schwert an seiner Seite, andererseits ist sein gesamter Körper eine Waffe. Es schockiert mich, dass er Sadies Macht nicht gespürt hat, als sie sich an uns herangeschlichen hat. Aber wahrscheinlich kann ich ihm das nicht übel nehmen, wenn man bedenkt, wie abgelenkt ich selbst war – von seinen Händen an meinem Körper, den Worten voller unterschwelliger Bedeutung, meinem hämmernden Puls, wann immer er mir zu nahekommt.

Ich atme einmal tief durch.

Ein Problem nach dem anderen.

»Dann vermute ich, du musst mich verletzen, wenn du irgendeine Chance willst, mein Band zu bekommen«, hauche ich, den Blick auf die Sadies gerichtet, die langsam einen Schritt vortreten.

Sie schüttelt den Kopf, offensichtlich enttäuscht von meiner Entscheidung. »Schön. Aber behaupte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«

Und dann steht sie plötzlich vor mir, presst mir die Klinge eines kurzen Dolchs an die Kehle.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.